Foto von Claus  
   

Einige Kunstwerke der Ausstellung finden sie in der Galerie.
 
Traumbilder
 
Eine Einführung in das Thema zur Ausstellungseröffnung am 29.5.1994 von Dieter Strümpel.
 
"Vielleicht wäre es besser, die Träume als eine Art Kunstwerk aufzufassen statt als naturwissenschaftliches Beobachtungsmaterial"; so die Meinung des Psychologen und Arztes C.G.Jung.
Foto Claus und Traumschiff
Traumschiff, Skulptur
Etwas alternativ verstanden, die Meinung des Träumers Claus Caninenberg: Der künstierischen Gestaltung sind keine Grenzen gesetzt - warum eigentlich keine "TraumBilder'?
Gedacht, geschlafen, geträumt, geschlafen, geträumt, geschlafen, geträumt, gemalt, gemalt, gemalt und ausgestellt. Und Sie stehen nun vor Bildern, hilflos einer Vielfalt von Themen ausgesetzt - und alles geträumt !
Einigen wir uns zunächst einmal darauf, daß es Träume gibt. Jeder träumt. Und die moderne Traumforschung hat wissenschaftlich nachgewiesen, daß Träume für das seelische Gleichgewicht lebensnotwendig sind, daß Traumentzug zu Depressionen, zur Psychose und (eventuelle Versuche sind unveröffentlicht geblieben) wahrscheinlich auch zum Tod führen kann.
Nach Meyer's großem Taschenlexikon basieren Träume auf lnformationsverarbeitungsprozessen des Gehirns im Schlaf und setzen voraus, daß entsprechende Elemente im Gehirn gespeichert sind, was wiederum heißt, daß durch Reize und Erlebnisse des Tages der Trauminhalt bestimmt wird.
Jung sagt: "Der Traum ist ein Produkt der vom Bewußtsein unabhängigen unbewußten seelischen Tätigkeit während des Schlafes. In diesem Zustand ist die Seele unserer bewußten Willkür in hohem Maße entzogen."
Nach Freud hat Claus Caninenberg mit seinen Träumen "nächtliche" Sinneseindrücke, das heißt, Gedanken und Vorstellungen, die mit dem aktuellen -Tagesgeschehen zusammenhängen und Verdrängtes, also Triebwünsche, die zum Beispiel im Konflikt mit dem Gewissen stehen ", auf die Malunterlagen gebannt.
Und nach Jung hat hier einer die Gelegenheit ergriffen, durch Traumbeobachtung das durch Vorurteile, Irrtümer, Phantasien und infantile Wünsche beeinflußte Bewußtsein auszuweiten. Und zwar durch die Entdeckung der im Unbewußten angereicherten Inhalte von Denk-, Vorstellungs- und Verfahrensverbindungen aus Vergessen bzw. Verlernen. Jung schließt nicht aus, daß sich über die Bilder der Träume das Leben durch Rückkehr zu vergessener Ursprünglichkeit bereichert.
Nachdem nun klar ist, was Träume sind und was sie bedeuten, daß sich über das Träumen wundersame Wege zum Lebensglück erschließen können und wie Träume auf Traumbild-Maler wirken, müssen Sie noch unbedingt wissen, daß der Traum nicht nur nicht unserem Willen gehorcht, sondern daß er sich sogar recht häufig in grellem Gegensatz zu den Absichten des Bewußseins verhält.
Für dieses Verhalten steht der Begriff der Kompensation, das ist eine Konfrontation und Vergleichung verschiedener Standpunkte, wodurch ein Ausgleich oder eine Berichtigung zwischen dem Bewußtsein und dem Unbewußten entsteht. Meist unbemerkt führt das, nach Adler, zu einer Ausgleichung des Minderwertigkeitsgefühls, nach Freud zur Beherrschung der sexuellen Spannungen und nach Jung ist dies ein Regulierungssystem der Psyche selbst und zwischen der Psyche und den körperlichen Funktionen. Vereinfacht ausgedruckt heißt das, daß Gefühle, Gedanken, Stimmungen und Wünsche, die im bewußten Leben, aus ängstlichkeit zum Beispiel, nicht ausreichend zur Geltung kommen, in Träumen auftauchen können.
Bewußt ist alles, was die Person, das sog ICH, wahrnimmt und weiß. Das Bewußsein ist insofern ein Orientierungsorgan, das die vielfältigen Beziehungen zur Mitwelt, d.h. die Realität registriert und deutet. Dazu gehören auch alle sinnlichen Wahrnehmungen und die Intuition, das ist die Wahrnehmung auf unbewußtem Wege. (Zum Beispiel kann das Gehirn unendlich mehr Sinneseindrücke aufnehmen als das Auge).
Das Bewußsein hat für die Menschen eine bedeutende Funktion. Es ist z.B. wichtig für die Beherrschung der Antriebe und Instinkte. Aber auch das gehört dazu: "Das Bewußtsein läßt sich" , sagt Jung, "wie ein Papagei dressieren".
Und was ist mit dem, was vergessen wird? Vergessene Inhalte hören nicht auf zu existieren. Sie sind ein Teil des Unbewußten.
Das Unbewußte, die Traurnfabrik, enthält alle psychischen Erfahrungen und Inhalte, die nicht dem Bewußtsein direkt zugänglich sind. Und dort schlummern auch brisante Kräfte!
Zum einen wird der "Inhalt des Unbewußten" auf gleiche Weise wie das Bewußtsein versorgt, jedoch ohne Kontrolle. Zum anderen sind hier kollektive, d.h. alle Menschen betreffende "vererbte" Bewußtseinsinhalte zu finden, die aufgrund archetypischer Träume, d.h. von "UrNaturträumen", sichtbar werden.
Unabhängig von den archetypischen, das heißt von den "großen Träumen" jetzt zu den nachfolgenden "nächtlichen" Erlebnissen, deren Bedeutung eher banal ist:
Ein sonst meist freundlicher Mann träumt, daß er immer wieder Kinder und Kollegen verprügelt, sie verfolgt, drangsaliert. Oder: Eine eher zurückhaltene Frau träumt, auch immer wieder, daß sie in einer Konferenz völlig nackt dasteht, sich produziert und darüber auch noch in große Freude gerät.
In solchen Fällen geht Jung vereinfacht davon aus, daß wir nicht nur gute sondern auch Schattenseiten haben. Darunter werden Charaktereigenschaften verstanden, die von den kleinen Schwächen bis zur tierischen Triebhaftigkeit oder gar bis zu dämonischer Dynamik reichen.
Zum Schatten gehören alle verdrängten, sogenannten "minderwertigen" und "schuldhaften" Anteile des Menschen, also all das, wo wir nichts mit zu tun haben wollen und was wir leugnen. Dazu können auch Eigenschaften gehören, die wir, weil sie ein Teil von uns sind, an anderen Menschen nicht mögen.
Wie die Traumbeispiele zeigen, ist der Schatten ein moralisches Problem und fordert eine Auseinandersetzung mit ihm, d.h.: Selbsterkenntnis zur Selbstbeherrschung.
Eng mit dem Begriff des Schattens ist der der Projektion verbunden, vorstellbar als Bekämpfung eigener Schwierigkeiten an anderen Menschen und verbunden mit der Forderung, der andere solle sich verändern. Meist erfolgt die Verlagerung von Eigenschaften passiv, d.h., daß diese psychischen Vorgänge unbewußt geschehen und erlitten werden. Einfach ausgedruckt: Wir wollen andere Menschen verändern, weil wir mit uns selbst nicht zufrieden sind. Besonderes Merkmal ist die Verurteilung.
Doch zurück zum Traum. Der Traum informiert in einer Art Bildersprache über verdrängte Erlebnisse und unbekannte Vorgänge im Unbewußten. Und das tut er in symbolischen Mustern bzw. Strukturen- ohne unserem Willen zu gehorchen. Diese meist anschaulichen Bilder ermöglichen, wenn sie vom Bewußtsein aufgenommen werden, eine Beziehung des Träumers zu seinem Unbewußten- zu seinen Seelenschätzen.
Bild Rettungs-Versuch
Rettungsversuch, Öl auf Leinwand
Den Instinkten nahestehende Erscheinungsbilder wie Mutter, Vater, Kind, Gottesbilder aber auch Feuer, Wasser, Erde, Teufel usw. werden als Archetypen bezeichnet. Auf die Frage, wo diese Urbilder herkämen, sagt Jung, daß es "Niederschläge stets sich wiederholender Erfahrungen der Menschheit seien. Anders ausgedrückt: Es gibt Träume, deren Inhalt spiegelt Ereignisse aus der gesamten Menschheitsgeschichte wider.
Nun noch zu den Vorstellungen über die Deutung von Träumen.
Das Wichtigste:
Bei Deutungsversuchen ist größte Vorsicht geboten!
 
Zum Beispiel bieten Traumbücher an:
 
Vogel:
Man möchte den Oberblick haben oder wegfliegen oder erleichtert sein oder es herrschen erotische Kräfte.
 
Elefant:
Hier geht es um machtvolle Selbstdarstellung oder um Schwerfälligkeit oder die Kraft des Unbewußten ist im Spiel oder der Rüssei das Wichtigste.
 
Wasser:
Das ist die wilde Natur der Seele, die auf der Suche nach vollkommener Neuordnung ist oder hier taucht eine oder einer ein, um das Innerste zu ergründen.
 
Feuer:
Es droht zerstörerische Gefahr, Vernichtung, Verzehrung und Umwandlung oder sexuelle Leidenschaft bis zur Verfallenheit.
 
Wie zu erkennen, bieten sich viele Betrachtungsweisen als Alternative an, deshalb also ist Vorsicht bei Deutungsversuchen erforderlich, denn ohne das Wissen, die Erlebnisse und die Erfahrungen des Träumers ist Traumdeutung überhaupt nicht möglich.
Halten Sie es bei der Betrachtung der "Traumbilder" meines Freundes Claus Caninenberg am besten so, wie Carl Gustav Jung, der nach seiner Meinung über einen bestimmten Traum befragt, antwortete:
"Ich habe keine Ahnung, was dieser Traum bedeutet und nach dieser Feststellung darangegangen ist, den Traum zu untersuchen.
 
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