Foto von Claus  
   
Raum und Zeit- Endlichkeit
 
Gedanken zur Eröffnung von Michael Stude.
 
1. Puisque tout passe
(deutsche Übertragung des Rilke - Gedichtes)
 
Da alles vergeht, laßt auch die Melodie flüchtig Vergehendes sein;
denn wie sie uns Ruhe schenkt, vermag sie auch, uns zu besiegen.
 
Besingen wir das, was uns verläßt, mit Liebe und Kunst,
kommen wir dem eilenden Abschied zuvor!
 
 
2. Warum bearbeitet Claus Caninenberg die Thematik des Leidens und Sterbens unter dem Aspekt Raum und Zeit?
  • Miterleben des Sterbens eines nahen Menschens letzter Auslöser
  • Frage nach dem Sinn des Lebens, nach dem Menschen in dieser Welt, nach den Bedrohungen des Menschen (nicht zuletzt durch sich selbst) wird bereits in der Auseinandersetzung mit seinem Thema "Maschinenmenschen" deutlich.
  • biographische Gründe: Tätigkeit in vielen Kontinenten, Kenntnis von und Auseinandersetzung mit anderen Menschen, anderem Denken
 
3. Trauerbewältigung oder Suche nach dem Bleibenden
  • Die Darstellung des Leidens und Mitleidens, wie sie in der Bildfolge Raum und Zeit erfolgt, läßt beides deutlich werden.
  • C.C. konfontiert den Betrachter sowohl mit der Rolle Zusehenden wie auch des Leidenden
  • In der zweiten Folge dieser Bilder nimmt C.C. den Mitbetroffenen unmittelbar in das Geschehen hinein. Er Bilder des Leidens durch Akte, die die Schutzlosigkeit des Menschen spürbar machen.
  • In seinen Skulpturen überwindet C.C. die Betroffenheit und fragt nach dem Zusammenhang von Bleibendem und Vergänglichem.
  • Er löst die Frage vom Sterben und Leiden ab, wendet sich anderen Materialien zu.
  • Hier wird wieder der biographische Hintergrund sichtbar: Als Mitarbeiter der Bundesanstalt für Geowissenschaften und studierter Ingenieur verwendet er Materialien, mit denen er täglich Umgang hat: Gesteine -hier vor allem Granite-, die in Jahrmillionen entstanden sind, die trotz vieler Katastrophen geblieben sind technische Bausteine -wie Platinen, Drähte-, ohne die viele technische Entwicklungen unserer Zeit nicht möglich gewesen wären, die jetzt durch Neues ersetzt werden und achtlos auf den Müll wandern
  • C.C. gibt beiden Materialien durch ihre Verknüpfung eine neue Bedeutung, einen neuen Sinn. Er verbindet damit neue Fragen, stellt neue Sinnzusammenhänge her.
  • Er hebt die Zeitabhängigkeit der Materialien durch diese Fragen hervor, stellt die Frage nach der Zeit neu.

4. "Jedes Kunstwerk ist ein Augenblick" (Adorno)
  • C.C. konfrontiert uns mit der Frage der eigenen Vergänglichkeit, die in unserem täglichen, geschäftigen Leben unwichtig geworden zu sein scheint.
  • Er fragt nach unserem eigenen Selbstverständnis im Umgang mit dem Leiden, dem Sterben, nach der Endlichkeit des Lebens überhaupt.
  • Durch das Festhalten des "Augenblickes" will er dieses Denken als festen, unabänderlichen Bestandtei des Lebens in die Diskussion bringen.

5. "Jedes Kunstwerk ist ein Augenblick;
jedes gelungene ein Einstand, momentanes Innehalten des Prozesses, als der es dem beharrlichen Auge sich offenbart." (Adorno)
 
  • Dieses "beharrliche Auge", dieses momentane Innehalten fordert C.C. auch von uns als Betrachter. Stellen wir uns dieser Herausforderung.

 
[zum Seitenanfang]   [zur übergeordneten Seite]